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  • AutorenbildRebekka Bachmann

Germany's Next Top Model


Ich bin ja bekennender Fan der Serie „GNTM“. So das wäre mal raus heute verstehe ich zum allerersten Mal ganz genau, wie sich die Models jeweils wirklich fühlen, wenn es um das Umstyling geht. Ich gebe zu, dass ich diese Folge jeweils immer etwas belächelt habe, obwohl ich meine Haare ja selbst sehr liebe. Immer in meinem Leben konnte ich selber über Frisur, Länge, Farbe und Styling bestimmen. Selbst als ich Frisurenmodell für einen Haarsalon in Zürich war, willigte ich für jede Veränderung freiwillig ein. Ob kurz oder lang, braun, schwarz oder rot - ich liess alles mit meinen Haaren machen.


Als ich mit der Chemotherapie begann, wusste ich, dass meine Haare über kurz oder lang zu einem Thema werden würden. Und spannend für mich ist, dass, ehe ich selbst begriff, wie wichtig mir meine Haare sind, ein Freund aussprach, was mich tief in mir beschäftige. Er sagte, „gell deine Haare sind sehr wichtig für dich und das wird schwer, wenn sie dir ausfallen“. Wie recht er hatte und wie schwer das tatsächlich werden würde, habe ich diese Woche erfahren.

Vor ca. einer Woche begannen mir die Haare an diversen Körperstellen auszufallen. Und bis zu dem Zeitpunkt konnte ich noch Spässchen machen.


Zum Beispiel dieses hier, als ich mit einem sehr, sehr guten Freund schrieb.

Ich: „Meine Schamhaare fallen aus!“ Er: „Ohhhh….“ Ich: „Ja, ich kann sie büschelweise auszupfen…“ Er: „Und auf dem Kopf?“ Ich: „Da zupfe ich nicht!“


Und dann, einen oder zwei Tage später, begann es dann doch auch auf dem Kopf. Ich konnte mit den Fingern durch meine Haare hindurchfahren und zu Dutzenden blieben sie dazwischen hängen. Meine Haare hingen bloss noch leblos an meinem Kopf herunter, ständig fielen sie mir in die Augen, die Kopfhaut fühlte sich angespannt an und überall hingen und lagen Haare. An meinen Kleidern, auf dem Boden - nun, eben, überall. Sollte ich also zuwarten, bis sich erste Löcher zeigten? Oder sollte ich selber das Zepter in die Hand nehmen? Die Frage hat mich zwei Tage beschäftigt. Und ich begann zu realisieren, dass es jetzt irgendwie nicht so ganz meine Entscheidung war, so wie das damals der Fall war. Jetzt kommt diese Entscheidung nicht wirklich von mir. Auch wenn ich am Ende zum Rasierer griff und dem Haarausfall zuvorkam. Aber die Basis von alledem ist dieses Mal nicht freiwillig. Und das machte es, im Unterschied zu anderen Malen, auch so schwierig.


Nach Gesprächen mit meiner Freundin und meinem Mentor, fiel die Entscheidung. Ich zupfte genügend Haare und band mir eine schöne Strähne als Erinnerung, suchte die richtige Musik (Billie Joel „A matter of Trust“) und nahm den Rasierer zur Hand. Dieser Schritt war hart wie kaum ein anderer in diesem Prozess. Ich fühlte mich, als ob ich gleich vor lauter Schmerz zusammenbrechen würde. Der Verlust meiner Haare ist für mich so schlimm - viel schlimmer als das, was sonst mit meinem Körper passiert. Und noch viel schlimmer als die Auseinandersetzung mit dem Tod.


Und das hat mich wieder einmal zum Nachdenken angeregt. Warum in aller Welt stehe ich weinend vor dem Spiegel? Warum zerreisst es mich innerlich fast, wenn ich meine Haare ansehe und weiss, dass sie bald weg sind? Warum führe ich mich wie ein Model bei GNTM auf, dessen schlimmste Stunde bevorsteht? Und glaube mir, die Szene war filmreif. Einige Unterschiede gab es zu GNTM – es waren weder Heidi Klum, noch Kamerateams geschweige denn andere Modells in meinem Badezimmer anwesend.


Die Frage, die in mir auftauchte, lautet folgendermassen: «Wie und womit identifiziere ich mich (wir Menschen uns) eigentlich?» Dieser Frage gehe ich nach und werde meine Gedanken später veröffentlichen. In der Zwischenzeit folgt das Foto meiner Haare, die ich in ein «Gemälde» umgewandelt habe.


Ich wünsche dir einen schönen, sonnigen Wintertag. Herzlichst Rebekka


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